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Der Ort, an dem der Jizo auf dem Brunnen verehrt wird

  Ungefähr 500 Meter nördlich von der Nishiojioike Station der Tozai Linie der U-Bahn Kyoto, gibt es den Tsuboi-cho Bezirk, in dem sich die Saimichi Straße mit der Taishimichi Straße kreuzt. Genau dort findet man auf der östlichen Seite einen alten Baum, der von einer Mauer in modernem Design umgeben wird. Geht man vier oder fünf Stufen der Treppe neben dem Baum hinunter, dann sieht man den Jizo, den man Tsuboi-jizo nennt, auf einem ausgetrockneten Brunnen.

  Früher quoll das Wasser dort stetig heraus. Man schätzte es als eines der berühmten Gewässer in Kyoto.  Irgendwann fand man auf dem Grund des Brunnens zufällig einen Topf, der einen Jizo enthielt,. Der Jizo wurde fortan auf dem Brunnen mit dem Namen Tsubo (Topf) – I (Brunnen) – Jizo verehrt. Das Wasser des Tsuboi-chos und der Tsuboi-Jizo begannen eine große Rolle zu spielen.

 

  In der Edo Zeit (1603 – 1867) gab es in diesem Bezirk eine Richtstätte. Am Hinrichtungstag wurde ein zum Tode Verurteilter in der Stadt durch eine festgelegte Route geführt. Es passierte folgendes:  Nachdem sie das Rokkakugokusha Gefängnis im Shijoomiya Bezirk verließen, wurde ihnen bei der Ichijomodoribashi Brücke ein Happen Mochi (Reiskuchen) gegeben. Danach wurde ihnen vor dem Tsuboi-Jizo ein letzter Trunk gereicht, bevor sie die Hinrichtungsstätte erreichten.  So blickte Tsuboi-Jizo einer Menge zum Tode Verurteilter traurig nach, die die letzte Reise antreten mussten.

  Apropos, es gibt hier einen Gedenkstein, auf dessen Oberfläche „Der Herkunftsort der japanischen modernen Medizin“ steht, am Ort, in dem sich das Rokkakugokusha Gefängnis befand.  Nach dem Begleittext auf dem Gedenkstein, obduzierte dort Yamawaki Toyo, ein Artzt aus der Edo Zeit, zum ersten Mal in Japan. Weil er die Theorie der chinesischen Medizin infrage stellte, nahm er Obduktionen an Fischottern vor. Aber seine Fragen blieben offen.

Das Denkmal zu Ehren des Yamawaki-Toyos, der die erste Autopsie in Japan vorgenommen hat

  Eines Tages erfuhr er, dass man vorsah, einen Mann zu enthaupten. Sofort beantragte Toyo bei der Magistratur eine Autopsie vornehmen zu dürfen. Damals waren Autopsien aus humanitären Gründen ein Tabu und daher waren sie verboten. Der Beamte, der den Antrag Toyos annahm, war darüber also ziemlich überrascht. Aber weil er aus der gleichen Gegend wie Toyo war und von der Notwendigkeit der wissenschaftlichen Modernisierung Japans überzeugt war, erlaubte er schließlich die Autopsie.

  Es war der Verurteilte Kutsuyoshi, der für die Autopsie ausgewählt wurde. Er verließ das Rokkakugokusha Gefängnis, aß auf der Ichijomodoribashi Brücke einen Happen Mochi, trank vor dem Tsuboi-jizo einen letzten Schluck Wasser und wurde auf der Hinrichtungsstätte enthauptet. Alle seine Organe wurden aufs Genaueste geprüft.

  Toyo gab das erste Buch über Anatomie in Japan heraus. Kutsuyoshi ging in die japanische Geschichte der Medizin ein. In seinem Unglück hatte Kutsuyoshi die Chance, der Nachwelt zumindest seinen Namen zu hinterlassen.

 

Der Jizo auf dem Brunnen, ein bisschen tiefer als das Straßenniveau

 

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