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Das Tor des Shonen-ji, oder Katzentempels 

  Innerhalb des Bezirks Nishijin, in dem der Stoff Nishijin-Ori gewoben wird, habe ich mehrere interessante Tempel gefunden und darüber geschrieben, z.B. den Hoonji (Artikel 33) östlich und den Honryuji (Artikel 36) westlich der Horikawa-dori Straße.

  Ein bisschen nordwestlich vom Honryuji Tempel befindet sich noch ein Tempel, der Shonenji, der auch als Nekodera oder Katzentempel bekannt ist. Besonders Leute, deren Katze gestorben ist, besuchen diesen Tempel.  Lassen Sie mich die Geschichte dieses Tempels kurz erklären, so dass Sie es verstehen können, warum er so genannt und warum er besucht wird:

 

  Der Shonenji Tempel wurde von einem Priester Gakuyo-Shonin mit Hilfe von Matsudaira Nobuyoshi zu Beginn der Edo Zeit gegründet. Nobuyoshi war ein adoptierter Neffe des damaligen Shoguns, Tokugawa Ieyasu und ein Lehnsherr Tsuchiuras (In der Ibaragi Präfektur). Dank seiner riesigen finanziellen Unterstützung florierte der Tempel besonders, nachdem der Shogun ihm ein großes Tempelgebiet von 300 Koku (Flächemaß) überlassen hatte.

  Nach dem Tod Nobuyoshis entfremdete sich der Priester des Tempels jedoch von der Matsudaira Familie. Zu Lebzeiten des zweiten Priesters verlor der Tempel schließlich alle Gebiete und Einnahmequellen. Hier kam der dritte Priester, Kanyo-Shonin ins Spiel. Weil Kanyo kein Einkommen hatte, hatte er keine andere Wahl als „Takuhatsu“ zu machen. „Takuhatsu“ bedeutet „die Gläubigen einzeln besuchen, um Almosen zu sammeln“. Selbst in dieser Not, verstieß er seine geliebte Katze nicht, selbst das wenige Essen mit ihr brüderlich teilend.

  In einer Vollmondnacht kam Kanyo erschöpft zurück, nachdem er den ganzen Tag in der Stadt herumgegangen war. Als er durch das Haupttor durchging und das Hauptgebäude erreichte, stand er ungläubig wie angenagelt da. Er sah eine schöne Prinzessin mit elegantem Kimono im Mondlicht anmutig tanzen. Auf der Shoji, eine Schiebetür aus Papier, des Hauptgebäudes sah er die Schattenprojektion der Prinzessin.

  Der Schatten hatte keine Gestalt eines Menschen, sondern die einer Katze. Er erkannte, dass die Prinzessin eben die Verkörperung seiner geliebten Katze war. Er ärgerte sich furchtbar und trieb sie aus dem Tempel und sagte: „Wenn du die Probleme dieses Tempels ernst nehmen würdest, wärst du nicht in der Lage, auf diese Weise zu tanzen!“

  Nach einigen Tagen erschien die Katze im Traum Kanyos und sagte: „Morgen besucht ein Samurai den Tempel. Wenn du ihn höflich unterhältst, wird der Tempel wieder florieren.“ Am nächsten Morgen kam ein Samurai der Matsudaira Familie, wie es die Katze vorhergesagt hatte, und bat Kanyo darum, für seine verstorbene Tochter in dem Tempel zu beten. Von diesem Tag an unterstützte die Familie Matsudaira wieder den Tempel und seitdem floriert der Tempel mehr als je zuvor.

  Es gibt in der Einfriedigung eine alte Kiefer, die Kanyo zum Andenken an seine geliebte Katze dort gepflanzt hat. Man nennt sie „Neko-Matsu“ oder „Katzenkiefer“, weil ein Ast, der zum Boden parallel ungefähr 20 Meter geradeaus gewachsen ist, genau wie eine Katze aussieht, die sich auf den Boden niederwirft.

  Im Shonenji Tempel, so wird berichtet, werden Seelen nicht nur der Katzen, sondern auch der anderen Tiere durch Sutrarezitationen vor ihrem Grab besänftigt und ins Nirwana geschickt!

 

Die langen Zweige der Kiefer, die eine schlummernde Katze symbolisieren

Das Hauptgebäude des Shonen-ji Tempels