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Der Benkei-Ishi Stein, von der anderen Seite der Straße gesehen

    Vor kurzem habe ich über einen Steinbuddha geschrieben, der schreiend und weinend seine Forderung an den damaligen Machthaber Taiko geltend gemacht hat.  Sprechende große Steine sind in Kyoto nicht selten.  Ungefähr 500 Meter westlich von der Sanjo Station der Keihan Linie schneidet die Sanjo Straße zwei Geschäftsstraßen, erst die Shinkyogoku- und dann die Teramachistraße.

  Ein bisschen weiter westlich davon findet man einen Laden für festsaugendes Kosmetikpapier im Erdgeschoss eines modernen Gebäudes.  Gleich neben dem Eingang dieses Ladens ist ein großer Stein mit einem Begleittext auf einem Schild fein säuberlich aber steril ausgestellt.  Der Stein heißt Benkei-ishi (Benkei-Stein) und der Bezirk Benkei-ishi-cho (Benkei-ishi-Viertel).

 

  Benkei war ein Priester, der am Ende der Heian Zeit lebte, der im Enryakuji, einem Tempel auf dem Hiei Berg, ausgebildet wurde.  Aber, weil er so kräftig war und so oft gegen Mitschüler gewalttätig wurde, musste er den Tempel verlassen.  Danach ist er ein Vasall des Kriegers Yoshitsune, einem jüngeren Bruder des Yoritomo, geworden.  Als Yoritomo versucht hat, an die Macht zu kommen, hat Yoshitsune viele Schlachten gewonnen und einen wichtigen Beitrag zu Yoritomos Erfolg geleistet.

  Aber weil er mit seinem Onkel, Yukiie, gegen Yoritomo revoltiert hat, wurde er von Yoritomo verfolgt.  Er ist nach Hiraizumi, einem kleinen Dorf in der Tohoku Gegend, geflohen und hat bei einem Gegner  Yoritomos Unterschlupf gefunden. Aber Yoshitsune wurde vom Sohn seines Gastgebers, der zu Yoritomo übergelaufenen war, angegriffen und in den Selbstmord getrieben.

  Benkei hat seine Kindheit in der Nähe des Ortes, in dem der Stein steht, verbracht.  Als Yoshitsune in die Tohoku Gegend geflohen ist, ist Benkei ihm gefolgt.  Bei der letzten Schlacht hat Benkei mit einem kleinen Gefolge gegen ein Heer von Soldaten ebenbürtig gekämpft, wurde aber schließlich getötet.  Dabei blieb er, obwohl er von zahlreichen Pfeilen durchbohrt wurde, sich auf seine Lanzenhellebarde stützend, stehen.

Der Benkei-Ishi Stein,  von der Seite gesehen

  Um für den Seelenfrieden Benkeis zu beten hat man den Stein, den er als Kind geliebt hatte, nach Tohoku gesendet und neben sein Grab gelegt.  Nach einiger Zeit hat der Stein angefangen, mit lauter Stimme zu schreien: „Ich will nach Kyoto zurück!“,  und gleichzeitig hat sich eine Fieberkrankheit, deren Ursache unbekannt war, unter den Dorfbewohnern der Umgebung ausgebreitet.  Man hat gesagt: „Das ist der Wille Benkeis.  Schicken wir den Stein nach Kyoto zurück!“

  Auf diese Weise hat man den Stein, den man Benkei-ishi (Stein) genannt hat, in seine Heimat zurückgebracht und den Bezirk, in dem der Stein aufgestellt wurde, Benkei-ishi-cho (Viertel) genannt.

  In kurzer Zeit ist er ein Idol des Volkes geworden.  Auch heute betrachtet man ihn als Schutzgott des Viertels.  Man sagt: „Wenn ein Junge den Benkei-ishi berührt, wird er sicher ein starker Mann.“  Oder „mithilfe des Benkei-ishis kan man einem Feuer oder einer Krankheit entgehen.“

  Es gibt noch eine andere Überlieferung:

  Benkei hat einen Stein vom Gipfel des Hiei Berges in die Stadt Kyoto geschmissen.  Man hat den Stein Benkei-ishi genannt und den Ort,  wo er niedergefallen ist, Benkei-ishi-cho genannt.  Diese Geschichte ist zwar einfach zu verstehen, aber nur schwerlich zu glauben.

Der Benkei-Ishi Stein unter der Treppe des modernen Hochhauses