Nördlich des Ortes, in dem das Gefängnis Rokkakugokusha früher stand, findet man einen Schrein, der Takenobu-inari-jinja heißt. Der 850-jährige stattliche Baum mitten in der Einfriedigung gibt einen Hinweis darauf, wie lange dieser Schrein besteht. Er wurde in der Tat in der frühen Heian-Zeit (794-1185) von Fujiwara-no-Yoshisuke gegründet, damit der Gott des Schreins die medizinischen und schulischen Institutionen schützen konnte, die sich damals in dieser Gegend konzentriert haben. Ein bisschen später, wegen der Bemühungen des Nachfolgers Fujiwara-no-Takenobu, florierte der Schrein. Deswegen nannte man ihn Takenobu-inari-jinja. Über den Gründer Yoshisuke und seine Villa, die sich in der heutigen Einfriedigung befand, wird eine interessante Geschichte überliefert mit dem Titel „Issun-boshi“ auf Deutsch „ein 1 Sun (eine japanische Maßeinheit- etwa 3 cm) großer Junge“
Es war einmal ein älteres Ehepaar, schon lange kinderlos. Sie beteten zur Gottheit Sumiyoshi für die Geburt eines Kindes. Kurz darauf wurde die Frau im Alter von 41 Jahren schwanger. Komischerweise bekam sie selbst im sechsten Monat keinen Bauch. Aber im zehnten Monat hatte sie Geburtswehen und gebar ein Baby, dessen Größe nur 1 Sun war.
Sie nannten es Issun-boshi (3 cm-Junge). Der Junge blieb 3 cm groß, selbst als er in das 13. Lebensjahr eintrat. Also fing das Ehepaar an, ihr Kind als Monster zu sehen. Daher entschloss sich Issun-boshi, den eisigen Blick seiner Eltern auf ihn lastend, seine Familie zu verlassen. Zuerst nahm er eine Nadel aus dem Nähkasten und trug sie als Schwert, dann ruderte er in einer hölzernen Schale mit einem Essstäbchen als Ruder den Strom hinab nach Kyoto.
In Kyoto befand er sich zufällig vor dem Eingang einer Villa (der Wohnung Yoshitsukes). Weil er erschöpft war, sagte er, alle Kraft zusammen nehmend, mit lauter Stimme: „Lassen Sie mich bitte hier ein bisschen ruhen!“ Der Herr der Villa (der Gründer des Schreins, Yoshitsuke) hörte zwar eine Stimme, aber sah keine Gestalt. Nachdem er jedoch das kleine Lebewesen in Menschengestalt aufgenommen hatte und kennenlernte, schätzte er ihn und ließ ihn in der Villa wohnen.
Als Issun-boshi 16 Jahre alt war, verliebte er sich in die 13-jährige Tochter des Herrn. Er schmiedete Ränke und klebte mehrere Reiskörner eines Breis auf den Mund des schlafenden Mädchens. Dann tat er so, als würde er weinen, neben ihr, eine Schale in den Händen.
Als der Herr angelaufen kam, war er über den ekelhaften Anblick erschrocken. Er dachte, dass seine Tochter Issun-boshi sein Essen weggenommen hätte. Sofort verstieß er die ungezogene Tochter aus der Villa. Issun-boshi folgte ihr und tröstete sie.
So gingen sie an Bord eines Schiffes und erreichten eine unheimliche Insel, auf der sie einem Teufel begegneten. Der Teufel murmelte: „Wenn ich den Zwerg esse, kann ich die Frau vernaschen.“ Der Teufel schluckte Issun-boshi mit einem Happen. Aber Issun-boshi hängte sich an den Gaumen und verkroch sich ins Innere der Nase, die Pendelbewegung ausnutzend. Er stach mehrmals mit seinem Schwert in die Schleimhäute innerhalb der Nase des Teufels, der vor Schmerz, sich die Ohren zuhaltend, schrie und kämpfte sich aus einem der Augen des Teufels heraus.
Der Teufel kam mit dem Leben davon und hinterließ einen Uchide-no-kozuchi. Uchide-no-kozuchis sind Hämmer, mit denen man alles hervorzaubern kann, wenn man ihn schüttelt. Issun-boshi sagte, den Hammer schüttelnd: „Lass mich groß werden! Lass mich groß werden!“, daraufhin wurde er ein Junge normaler Größe. Das Mädchen verliebte sich auf den ersten Blick in den hübschen Jungen und akzeptierte seinen Heiratsantrag.
Dank des Uchide-no-kozuchis wurden sie sehr reich und lebten glücklich mit drei Kindern. Im Kontrast dazu lebten seine Eltern, die die Gabe der Gottheit Sumiyoshi vernachlässigt hatten, ihr ganzes Leben lang in Armut.